Die Digitalisierung befindet sich gerade auf der Überholspur. Virtuelles Zusammenarbeiten und der Umgang mit entsprechenden Tools sind beinahe über Nacht zum «Daily Business» geworden. Die aktuelle Situation beweist einmal mehr, wie schnell wir uns anpassen und an Neues gewöhnen können. Aber kann ein virtuelles Meeting wirklich ersetzen, was im persönlichen Gegenüber und durch räumliche Nähe alles möglich ist?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Veränderungen gegenüber eher skeptisch. Sind wir jedoch mit einer aussergewöhnlichen Situation konfrontiert, dann können wir uns überraschend schnell anpassen und an neue Regeln, Methoden oder Werkzeuge gewöhnen. Bedingt durch das Corona-Virus intensivieren wir gerade weltweit das laufende Experiment mit der digitalen Vernetzung und neuen Formen der virtuellen Zusammenarbeit. Das bringt sicher nachhaltige, heute aber noch nicht genau abschätzbare Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich.
Das virtuelle Lagerfeuer wärmt nur bedingt
Es lässt sich kaum bestreiten, dass die virtuelle – also räumlich unabhängige – Zusammenarbeit gerade in einer globalen Wirtschaft viele neue Vorteile und Chancen bietet. Dass (und wie) Austausch und Teamwork virtuell funktionieren können, lernen und erleben wir alle gerade im Corona-Alltag. Das virtuelle Meeting wird zum Lagerfeuer der Moderne, aber es wärmt uns eben nur bedingt. Denn am Ende bewegt es uns einfach stärker, gemeinsam mit den Nachbarn auf dem Balkon zu klatschen, als uns am Bildschirm virtuell beim Pflegepersonal zu bedanken. Zum sozialen Austausch gehört eben doch viel mehr, als was momentan mit der Technik vermittelt werden kann. So zeigt uns die aktuelle Situation nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachteile bzw. die Grenzen einer rein virtuellen Zusammenarbeit.
Digitale Kommunikations-Tools machen vieles einfacher und effizienter, aber sie begrenzen eben auch, was wir vermitteln und wahrnehmen können. Es ist eine Kommunikation mit Filtern – mit allen Vor- und Nachteilen. In der realen Begegnung können wir mit all unseren Sinnen andere Menschen, Situationen und Stimmungen in ihrer Gesamtheit besser wahrnehmen und schneller einordnen. Das Fazit einer Studie der Universität von Kalifornien in LA überrascht darum nicht: Wir verstehen eine Nachricht zu 7 Prozent über den Wortlaut, zu 38 Prozent über die Intonation und zu 55 Prozent über die Körpersprache. Mimik, Tonfall, Gestik und Körperhaltung lassen sich über digitale Kanäle nicht oder nur beschränkt wahrnehmen, darum lässt sich nicht jedes physische Meeting so einfach durch ein virtuelles ersetzen.